Im Laufe des Sommers wurden 873 Arbeiten deren Titel Long COVID oder Post COVID enthält, auf PubMed publiziert. PubMed ist die grösste Plattform für wissenschaftliche Veröffentlichungen im medizinischen Bereich. Daraus haben wir 43 klinische Studien und Meta-Analysen ausgewählt, die für die klinische Praxis besonders relevant sind. In diesem Blog stellen wir kurz die Themen vor, die am häufigsten behandelt wurden.
Vier Studien aus unserer Zusammenfassung konzentrierten sich auf die Telerehabilitation. Eine Übersichtsarbeit und Meta-Analyse zur Telerehabilitation kam zu dem Schluss, dass sie eine wirksame und sichere Option zur Verbesserung der körperlichen Funktion bei Patientinnen mit Long COVID sein könnte. Es sollten aber noch weitere Untersuchungen durchgeführt werden.
Darüber hinaus zeigten drei separate klinische Studien einen signifikanten Nutzen für Personen mit Long COVID, die an einem Telerehabilitationsprogramm teilgenommen haben:
- In einer randomisierten klinischen Studie wurde ein Telerehabilitationsprogramm mit der so genannten "wait and see"-Strategie (keine Intervention) verglichen. Obwohl sich beide Gruppen im Laufe der Studie verbesserten, verzeichneten die Long COVID-Patienten in der Telerehabilitationsgruppe grössere Fortschritte.
- Ein 12-wöchiges Telerehabilitationsprogramm führte zu einer Verbesserung des Gehverhaltens, der gesamten körperlichen Betätigung, der Selbstwirksamkeit durch das Training und der Schlafqualität. Es wurden jedoch keine Unterschiede bei der kardiorespiratorischen Fitness oder der gesundheitsbezogenen Lebensqualität festgestellt.
- Eine Studie, in der die asynchrone Telerehabilitation mit konventionellen Optionen verglichen wurde, zeigte, dass die virtuelle Behandlung bei Long COVID Betroffenen effektiver zu sein schien.
Darüber hinaus enthält die Zusammenfassung vier Studien, die sich mit potenziellen Behandlungen von Geruchsstörungen befassen:
- In einer kleinen Studie wurde topisches blutplättchenreiches Plasma als mögliche Behandlung von Riechstörungen untersucht. Die Behandlung erwies sich zwar als sicher, zeigte aber nur eine geringe Wirkung. Weitere Untersuchungen sind erforderlich.
- In einer randomisierten klinischen Studie wurden vier verschiedene Behandlungen für Patientinnen mit anhaltender COVID-19-bedingter Parosmie und Geruchsverlust verglichen. Die Studie ergab, dass ultramikronisiertes Palmitoylethanolamid plus Luteolin und Riechtraining (umPEALUT) die grössten Verbesserungen in einem sogenannten Sniffin'-Sticks-Test zur Geruchsschwelle, -erkennung und -identifikation (TDI) zeigte, gefolgt von einer Kombination aus umPEALUT und Alpha-Liponsäure. Alpha-Liponsäure plus Riechtraining und Riechtraining allein führten nicht zu einer signifikanten Veränderung.
- In einer klinischen Studie wurde die präventive Wirkung einer frühzeitigen Behandlung (während der akuten COVID-19-Erkrankung) mit Kochsalz-Nasenspülung (SNI), Kortikosteroid-Nasenspray und Kochsalz- oder Chlorhexidin-Gluconat-Mundspülung als wirksame Strategie zur Verringerung COVID-19-bedingter Geruchs- und Geschmackssymptome untersucht.
- In einer Übersichtsarbeit über die «Behandlung von Riechstörungen nach SARS-CoV-2 Virusinfektion» wurde festgestellt, dass ein frühzeitiges und konsequentes Riechtraining empfohlen werden sollte und eine begleitende topische Behandlung in Betracht gezogen werden kann.
Zwei Studien, die in den letzten vier Monaten veröffentlicht wurden, haben die Auswirkungen von COVID-19 auf die sexuelle Gesundheit von Männern untersucht. In einer früheren Blogserie haben wir die Auswirkungen von Long COVID auf die reproduktive Gesundheit von Frauen, Männern und Transgender-Personen sowie die allgemeine Wirkung auf den Testosteronspiegel beschrieben.
Die aktuellen Meta-Analysen bestätigen die Auswirkungen auf die männlichen Sexualhormone, insbesondere Testosteron, und zeigen, dass Long COVID zu Hodenschäden führen kann.
Darüber hinaus wurden neue Erkenntnisse über die Prävalenz von Long COVID und die Korrelation zwischen Long COVID und Komorbiditäten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes gewonnen. Die vollständige Liste der Studien finden Sie hier: