Singen gegen Long COVID: «Das hilft mir mehr als der Asthma-Spray.»

Singen gegen Long COVID: «Das hilft mir mehr als der Asthma-Spray.»

Bald startet der dritte Sing-Kurs für Long-COVID-Betroffene. Hier erzählen die Teilnehmenden des Pilotkurses, wie der Kurs ihnen hilft.

Letztes Jahr startete das Projekt MEA – Musik, Emotion und Atmung (Altea hat berichtet). In Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Stiftung Pro Mente Sana  bieten professionelle Sängerinnen und Sänger einen sechswöchigen Online-Singkurs an. Die Idee dahinter: Betroffene von Long COVID sollen von den Atemtechniken und -übungen profitieren. Wie Atemtherapie kann auch Singen einen positiven Effekt haben. Hinzu kommt bei den MEA-Kursen das stärkende Gruppenerlebnis.

Stimmen der Teilnehmenden

Dass das tatsächlich funktioniert, zeigt ein Augenschein im ersten Pilotkurs. Zuerst stehen zum Einstimmen Achtsamkeits- und Einsing-Übungen auf dem Programm, danach gemeinsames Singen, und am Schluss bekommen alle eine Sing-Hausaufgabe. Zwischendurch gibt es wissenschaftliche Inputs zur Funktionsweise der Atmung. In der anschliessenden Gesprächsrunde berichten die Teilnehmenden von ihren Erfahrungen nach fünf Kurswochen.

«Nach 20 Monaten fühlt es sich an wie eine Versöhnung mit meinem Körper.»

Urs

«Mir hat es geholfen, wieder in den Bauch zu atmen. Ich habe nur noch sehr oberflächlich geatmet, und jetzt komme ich wieder in die Tiefe. Das hilft mir fast mehr als der Asthma-Spray. Und was ebenfalls hilft: Ich komme in Kontakt mit anderen Betroffenen. Es ist ein guter Ausgleich, auch wenn ich vorher nicht gesungen habe. Zu spüren, dass ich nicht alleine bin, tut gut.»

Mit einem Lächeln auf den Lippen: Schnappschuss aus dem MEA-Kurs.

Géraldine

«Nach 20 Monaten fühlt es sich an wie eine Versöhnung mit meinem Körper: Wir kämpfen nun nicht mehr die ganze Zeit gegeneinander, sondern sind zusammen unterwegs. Ich hatte vor meiner Infektion gesungen und das Singen komplett verloren. Nun habe ich es zurückgewonnen.

Es geht nicht mehr alles, aber manches funktioniert wieder. Das gibt mir enorm Vertrauen: Dass wieder etwas geht! Ich hätte das nicht für möglich gehalten. Nun bin ich versöhnlicher mit mir selbst. Die Gruppe hat mir sehr geholfen, mich zu motivieren.»

Ramona

«Mein Hauptsymptom sind Kopfschmerzen, und die haben sich nicht verbessert. Aber es ist schön, an etwas Gesellschaftlichem teilzunehmen. Wir lachen gemeinsam in der Gruppe. Das weckt positive Emotionen und ist gut fürs Wohlbefinden.»

Luisa

«Die physischen Symptome sind noch da, die verbessern sich nur sehr schleichend. Aber psychisch geht es mir viel besser. Ich kämpfe nun schon ein Jahr lang damit. Das macht mir Angst, und ich hatte nicht mehr viel Freude am täglichen Leben. Nun merke ich, wie es mir besser geht. Ich habe zum ersten Mal andere Leute mit Long COVID kennengelernt. Mit anderen Leidensgenossen zu sprechen, sie zu sehen und zu hören, tut gut. Es sind wohl die kleinen Dinge, die sich kummulieren.»

«Wenn ich Schwindel oder hohen Puls habe, kann ich mich mit den Übungen beruhigen und schaffe ein paar Schritte mehr.»

Conny

«Ich kannte schon Atemübungen aus der Reha, aber zuhause hatte ich Mühe, mich zu motivieren. Das wöchentliche, regelmässige Dranbleiben in der Gruppe hilft mir. Wenn ich Schwindel oder hohen Puls habe, kann ich mich mit den Übungen beruhigen und schaffe ein paar Schritte mehr. Und es bringt Freude in den Alltag! Ich kann derzeit keinen Sport machen, dafür habe ich nun das Singen. Es ist wie ein neues Hobby.»

Yolanda

«Schade ist einzig, dass der Kurs nur 6 Wochen dauert. Ich hätte grosse Lust, noch weiterzumachen! Ich habe wieder Mut und traue mir etwas zu. Vielleicht schaffen wir es, unsere Gruppe auch nach dem Kurs weiterzuführen.»

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