Eine im Februar 2025 veröffentlichte Meta-Analyse liefert neue Erkenntnisse über das Vorkommen und den Schweregrad von Herzkreislaufkomplikationen (kardiovaskuläre Symptome) bei Long COVID. In der Studie wurden die Daten von fast 3 Millionen Patientinnen aus 37 Studien analysiert. Sie wirft ein Licht auf das erhöhte Risiko für Folgeschäden im Herzkreislaufsystem von Personen, die sich nicht von COVID-19 erholen.
Long COVID führt zu zahlreichen Symptomen. Unter diesen, sind Komplikationen des Herzkreislaufsystems von besonderer Bedeutung, da sie chronische Auswirkungen haben und die Sterblichkeit erhöhen können. Für Kliniker und Forscher, die an der Entwicklung wirksamer Behandlungsstrategien für Long COVID arbeiten, ist das Wissen über diese Risiken von entscheidender Bedeutung.
Die Studie identifiziert drei primäre Symptome des Herzkreislaufsystems, die mit Long COVID in Verbindung gebracht werden: Brustschmerzen, Herzrasen und Bluthochdruck.
22 % der Long COVID Betroffenen, berichten über anhaltende Brustschmerzen. Im Vergleich zu nicht infizierten Kontrollpersonen haben Personen nach einer COVID-19 Infektion ein viermal höheres Risiko, dieses Symptom zu entwickeln.
18 % der Long COVID Patientinnen erleben Herzrasen mit einer 3,4-fach höheren Wahrscheinlichkeit im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung.
19 % der von Long COVID betroffenen Personen entwickeln Bluthochdruck. Die Wahrscheinlichkeit, an Bluthochdruck zu erkranken, ist bei Long COVID Patienten 1,7-mal höher als in der Allgemeinbevölkerung. Das deutet darauf hin, dass COVID-19 zu anhaltenden Veränderungen der Gefässfunktion beitragen kann
Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass bei fast 15 % aller Long COVID Betroffener, Komplikationen des Herzkreislaufsystems auftreten können. Das unterstreicht die Notwendigkeit einer systematischen Nachsorge bei Long COVID Patienten, insbesondere bei Patienten mit bereits bestehenden kardiovaskulären Risikofaktoren.
Warum wirkt sich COVID-19 auf das Herz-Kreislauf-System aus?
Die genauen Mechanismen, die den Herzkreislaufkomplikationen zugrunde liegen, werden noch untersucht, aber die Meta-Analyse skizziert einige plausible Erklärungen:
- Das SARS-CoV-2-Virus bindet an ACE2-Rezeptoren, was zu endothelialer Entzündung (Funktionsbeeinträchtigung der inneren Schicht der Blutgefässe), oxidativem Stress und einer Beeinträchtigung der Gefässfunktion führt. Eine anhaltende Endothelschädigung kann zu Bluthochdruck und Gefässsteifigkeit beitragen.
- Die Dysregulation des Immunsystems (unregelmässige Reaktion des Immunsystems) und anhaltende Entzündungsmarker könnten bei der Auslösung langfristiger Herzkreislaufsymptome eine Rolle spielen.
- Einige Studien deuten darauf hin, dass COVID-19 eine Autoimmunreaktion auslösen kann, die zur Bildung von herzspezifischen Antikörpern führt, die das Herzgewebe schädigen können.
- SARS-CoV-2 wurde mit einer verstärkten Gerinnselbildung in Verbindung gebracht, die zu mikrovaskulären Schäden und Symptomen wie Brustschmerzen und Herzklopfen beitragen kann.
Auswirkungen auf die Patientenversorgung: Bedarf an langfristiger Überwachung
Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Bedeutung einer proaktiven Überwachung des Herzkreislaufsystems von Personen, die an Long COVID erkrankt sind. Kliniker sollten bei der Behandlung von Long COVID die folgenden Schritte berücksichtigen:
- Routine-Screening auf Bluthochdruck
- Kardiologische Untersuchungen bei Brustschmerzen und Herzklopfen, einschliesslich umfassender kardiologischer Untersuchungen, Elektrokardiogramme (EKG) und Echokardiographie
- Individuelle Risikobewertung je nach Vorerkrankungen oder
- Lebensstil und pharmakologische Interventionen zur Verringerung der Risiken
Trotz der zunehmenden Erkenntnisse über Long COVID-bedingte Herzkreislaufkomplikationen bleiben viele Fragen unbeantwortet. Um den langfristigen Verlauf dieser Komplikationen bei COVID-19-Überlebenden zu bestimmen, sind Nachfolgestudien erforderlich.
Darüber hinaus müssen die genauen physiologischen Wege der kardiovaskulären Auswirkungen von Long COVID erforscht und standardisierte Behandlungsrichtlinien aufgestellt werden.
Insgesamt unterstreicht die Meta-Analyse die erhebliche Belastung durch Symptome des Herzkreislaufsystems bei Personen, die sich von COVID-19 erholen, wobei fast 15 % von ihnen langfristige kardiovaskuläre Probleme haben. Indem wir der regelmässigen Überwachung, dem frühzeitigen Eingreifen und der weiteren Forschung Priorität einräumen, können wir die Betroffenen besser unterstützen und ihre langfristigen Gesundheitsergebnisse verbessern.
Es ist unbedingt erforderlich, umfassende Versorgungsstrategien zu entwickeln, um die vielfältigen und anhaltenden Symptome von Long COVID Betroffenen zu behandeln. Die Herzkreislaufgesundheit sollte eine Schlüsselkomponente dieser Bemühungen sein, um sicherzustellen, dass die Betroffenen die notwendige Unterstützung für ihre Genesung erhalten.