Telerehabilitation zur Long COVID Behandlung

Telerehabilitation zur Long COVID Behandlung

In mehreren kürzlich veröffentlichten Studien wird Telerehabilitation als eine potenziell nützliche Behandlungsoption für Menschen mit Long COVID hervorgehoben.

Die Telerehabilitation hat sich als potenziell nützliche Option für die Behandlung von Long COVID erwiesen. Vor allem für Patientinnen, die nicht in der Lage sind, persönlich Konsultationen wahrzunehmen, kann diese Möglichkeit hilfreich sein.  

Mehrere Studien haben die Vorteile der Telerehabilitation untersucht. Es wurden Verbesserungen der körperlichen Funktion, der Gesundheit der Atemwege und der Lebensqualität beobachtet. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die neuesten Erkenntnisse dazu, wie die Telerehabilitation die Genesung bei Long COVID unterstützen kann.

 

Das Potenzial der Telerehabilitation

In einer kürzlich veröffentlichten Übersichtsarbeit wurden 16 randomisierte kontrollierte Studien mit insgesamt 1.129 Patienten evaluiert. Die analysierten Studien untersuchten Telerehabilitationsprogramme mit unterschiedlicher Dauer (2 bis 17 Wochen). Die meisten Programme umfassten etwa 3 Sitzungen pro Woche. Die einbezogenen Techniken reichten von Atemübungen über aerobes Training und Krafttraining bis hin zu virtueller kognitiver Verhaltenstherapie (CBT, cognitive behavioral therapy).

 

Bei der Analyse wurden mehrere wesentliche Unterschiede in Bezug auf die Dauer und die verwendeten Techniken festgestellt:

Dauer der Programme:

  • Kürzere Programme (unter 6 Wochen): Während diese Programme eine unmittelbare Linderung der Symptome bewirken, zeigen sie oft weniger nachhaltige Verbesserungen der körperlichen Funktion und der Gesundheit der Atemwege. Programme mit einer Dauer von weniger als 6 Wochen führten in der Regel zu einer Verringerung der Fatigue und zu einer Verbesserung der körperlichen Belastbarkeit, waren aber weniger wirksam bei der langfristigen Verbesserung der körperlichen Aktivität. Die körperliche Aktivität wurde in den meisten Studien mithilfe des 6-Minuten-Gehtests oder dem 30-Sekunden-Sit-to-Stand-Tests beurteilt (see EPOCA in Altea Care).

 

  • Längere Programme (6 bis 17 Wochen): In Studien, in denen die Telerehabilitation über 6 Wochen oder länger durchgeführt wurde, wurden nachhaltigere Verbesserungen bei der körperlichen Aktivität und der Lebensqualität beobachtet. Bei 8-wöchigen oder längeren Programmen zeigten die Teilnehmenden häufig eine grössere Zunahme der Gehstrecke und eine als geringer empfundene Fatigue.

 

Techniken:

  • Atemübungen: Auf die Atmung ausgerichtete Interventionen, insbesondere solche, die ein inspiratorisches Muskeltraining beinhielten, waren besonders wirksam für Patientinnen mit Dyspnoe (Atemnot) und Einschränkungen der Atmung. Studien mit strukturierten Atemübungen zeigten eine Verbesserung der Atemwerte und eine Verringerung der Dyspnoe, obwohl diese Vorteile oft erst nach einer Dauer von mindestens 6 Wochen statistisch signifikant wurden.

 

  • Kombiniertes Aerobic- und Krafttraining: Programme, die sowohl Aerobic- als auch Krafttraining integrierten, erzielten in der Regel die besten Ergebnisse bei körperlichen Funktionskennzahlen wie dem 6-Minuten-Gehtest. Diese kombinierten Programme, insbesondere wenn sie über 8 oder mehr Wochen durchgeführt wurden, zeigten durchweg Verbesserungen bei der Gehstrecke und der allgemeinen Ausdauer.

 

  • Kognitive Verhaltenstherapie (CBT): Einige Programme enthielten eine CBT-Komponente, bei der virtuelle Beratungen und Telemonitoring zur psychologischen Unterstützung eingesetzt wurden. CBT-Programme zeigten eine deutliche Verringerung von Angstzuständen und depressiven Symptomen, insbesondere in Studien, die über einen längeren Zeitraum liefen. Die psychologische Unterstützung im Rahmen von Telerehabilitationsprogrammen schien die Compliance und die Motivation zu verbessern, die für einen anhaltenden Nutzen der körperlichen Übungen entscheidend sind.

 

Insgesamt ergab die Analyse zwar, dass die Telerehabilitation die körperliche Funktion im Allgemeinen verbesserte, die Ergebnisse deuten aber darauf hin, dass längere Programme mit einer Mischung aus Aerobic-, Kraft- und Atemtraining umfassendere Vorteile bieten. Die Einbeziehung von kognitiver Unterstützung verbesserte die Ergebnisse zusätzlich und unterstreicht das ganzheitliche Potenzial der Telerehabilitation für die Long COVID Behandlung.

Aktuelle Studien zeigen eine Verbesserung der Atemsymptome und der körperlichen Aktivität nach der Telerehabilitation.

In einer aktuellen Studie, die im September 2024 veröffentlicht wurde, wurden 64 Patienten in zwei Gruppen eingeteilt, von denen die eine über einen Zeitraum von sieben Wochen ein strukturiertes Telerehabilitationsprogramm (18 Sitzungen à 40 Minuten) erhielt, während die andere Gruppe nach dem sogenannte «wait and see» (Abwarten) versergt wurde.

In dieser Studie wurden die körperliche Anstrengung, die Dyspnoe und die gesundheitsbezogene Lebensqualität zu vier Zeitpunkten untersucht: zu Beginn der Studie, nach Beenden des Programms sowie nach 1 und 3 Monaten. Die Patientinnen in der Telerehabilitationsgruppe zeigten Verbesserungen bei der wahrgenommenen körperlichen Anstrengung bei täglichen Aktivitäten, dem Schweregrad der Dyspnoe, der gesundheitsbezogenen Lebensqualität und dem 6-Minuten-Gehtest. Darüber hinaus verbesserten sich die Sauerstoffsättigung in Ruhe und die Herzfrequenz nach dem 6-Minuten-Gehtest im Vergleich zur Kontrollgruppe.

 

In einer anderen Studie aus diesem Jahr wurden 120 Betroffene, die im Verhältnis 1:1 in eine Versuchsgruppe, die dreimal wöchentlich an einem Telerehabilitationsprogramm teilnahm, und eine Kontrollgruppe randomisiert wurden, über einen Zeitraum von 12 Wochen untersucht. Die primären Endpunkte waren Veränderungen beim Schweregrad der Müdigkeit und bei den Atemwegssymptomen.

Die Ergebnisse zeigten eine Verbesserung des Gehverhaltens, der körperlichen Aktivität, der Selbstwirksamkeit beim Training und der Schlafqualität. Es wurde jedoch keine Verbesserung der kardiorespiratorischen Fitness oder der gesundheitsbezogenen Lebensqualität festgestellt.

 

Eine kleinere Studie, die im August 2024 veröffentlicht wurde, umfasste 35 Teilnehmende. Die untersuchte Intervention bestand aus einem 12-wöchigen Telerehabilitationsprogramm mit Schwerpunkt auf Fatigue und Funktionsstatus, Lebensqualität und Durchführbarkeit.

Es wurden keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf die Fatigue zwischen beiden Gruppen festgestellt. Allerdings war die Telerehabilitation mit Verbesserungen im 6-Minuten-Gehtest, im 30-Sekunden-Sit-to-Stand-Test und in der körperlichen Lebensqualität verbunden. Die Verbesserungen hielten über 6 Monate an.

 

Insgesamt wurde berichtet, dass Telerehabilitation bei verschiedenen Symptomen von Long COVID einen potenziellen Nutzen bringt. Insbesondere für Patientinnen, die aufgrund ihrer Symptome oder anderer Einschränkungen nicht in der Lage sind, an anderen Programmen teilzunehmen, stellt die Telerehabilitation eine nützliche Alternative dar.