Grosse schwedische Studie bestätigt Schutzwirkung der Impfung gegen Long COVID

Grosse schwedische Studie bestätigt Schutzwirkung der Impfung gegen Long COVID

In einer Studie, an der fast 600 000 Menschen in Schweden teilnahmen, wurde der Zusammenhang zwischen der COVID-19-Impfung und Long COVID untersucht. Die Ergebnisse zeigten bei den Geimpften eine Verringerung des relativen Long COVID-Risikos um bis zu 73 %.

Während die Wirksamkeit der Impfung gegen schwere Erscheinungsformen der akuten COVID-19 Infektion wiederholt nachgewiesen wurde (siehe Infobox), ist der Schutz gegen Long COVID nicht so deutlich belegt. Am 22. November 2023 veröffentlichte eine Gruppe aus Schweden die bisher grösste bevölkerungsbasierte Studie, in der die Wirksamkeit der COVID-19 Impfung zum Schutz vor Long COVID untersucht wurde. Im Rahmen des SCIFI-PEARL-Projekts, einer landesweiten Beobachtungsstudie zur COVID-19-Pandemie in Schweden, untersuchten die Forscherinnen reale Daten aus den schwedischen National-Registern.

 

Studienaufbau

In der Studie wurden Daten von Erwachsenen (≥18 Jahre) mit Wohnsitz in den Regionen Stockholm und Västra Götaland analysiert, die etwa 40 % der schwedischen Bevölkerung ausmachen. Ihr Impfstatus wurde anhand von Daten aus dem schwedischen Nationalen Impfregister ermittelt.

Personen mit einer COVID-19-Diagnose, die zwischen Dezember 2020 und Februar 2022 registriert wurden, wurden in die Studie aufgenommen. Der Studienzeitraum wurde so gewählt, dass er mit der gleichzeitigen Durchführung von Impfungen und PCR-Tests in Schweden zusammenfiel. Die Teilnehmer wurden ab 28 Tagen nach dem COVID-19-Indexdatum (Datum, an dem die Person als COVID-19-infiziert registriert wurde) bis zur Long COVID-Diagnose, Impfung, Reinfektion, Tod, Auswanderung oder dem Ende der Nachverfolgung Ende November 2022 beobachtet. Teilnehmer, die innerhalb von 28 Tagen nach der Infektion geimpft wurden, auswanderten oder starben, wurden ausgeschlossen.

 

Schützende Wirkung der Impfung gegen Long COVID

Während des Studienzeitraums wurden 649.071 Personen in Schweden das erste Mal mit COVID-19 Infektion registriert. Nach Ausschlüssen erfüllten 589.722 Personen die Kriterien der Studie. Von der Studienpopulation hatten 50,8 % vor dem Indexdatum mindestens eine COVID-19-Impfdosis erhalten. Bei den geimpften Personen handelte es sich häufiger um Frauen, ältere Personen und Personen, die während der Omikron-Ära infiziert wurden. Die durchschnittliche Nachbeobachtungszeit betrug 129 Tage, und der häufigste Grund für die Beendigung der Nachbeobachtung war eine Impfung. Bei ungeimpften Personen war der Anteil an Long COVID-Diagnosen mehr als dreimal so hoch wie bei vor der Infektion geimpften Personen (1,4 % gegen 0,4 %).

 

Study Design De

Nicht geimpfte Personen haben ein 3,4-fach höheres Long COVID-Risiko.

 

Untergruppenanalysen ergaben eine etwas geringere Wirksamkeit des Impfstoffs, je länger die letzte Dosis zurücklag. Allerdings blieb die Long COVID-Inzidenz 600 Tage nach der Impfung bei geimpften Personen deutlich niedriger als bei nicht geimpften.

Die Verabreichung von mindestens einer Impfstoffdosis vor dem COVID-19-Indexdatum war mit einem geringeren Risiko für Long COVID verbunden.

Die Autoren stellten eine Wirksamkeit des Impfstoffs von 21 % bei einer Dosis, 59 % bei zwei Dosen und 73 % bei drei oder mehr Dosen fest, was bedeutet, dass geimpfte Teilnehmer eine bis zu 73 % geringere Wahrscheinlichkeit hatten, Long COVID zu entwickeln. Die Wirksamkeit des Impfstoffs gegen Long COVID war signifikant, unabhängig davon, wie schwer die Erstinfektion war.

Beim Vergleich von Personen, die mindestens eine Dosis erhalten hatten, wiesen Männer eine höhere Wirksamkeit des Impfstoffs auf als Frauen (64 % gegen 54 %). Die Wirksamkeit variierte nach Altersgruppen, wobei sie bei Personen im Alter von 55 bis 64 Jahren am höchsten (69 %) und bei 18- bis 34-Jährigen am niedrigsten (28 %) war. Wir von Altea vermuten, dass diese geringere Wirksamkeit bei jüngeren Personen damit zusammenhängen könnte, dass junge, gesunde Personen zu den letzten Geimpften gehören und daher weniger Dosen erhalten hatten als die anderen Altersgruppen. Da sich die Autorinnen nicht zu der niedrigen Zahl in der jüngsten Gruppe äussern, wäre eine Folgeveröffentlichung, in der die Untergruppen nach Anzahl der erhaltenen Dosen unterteilt werden, von grossem Interesse.

Schliesslich zeigten die Daten, dass Reinfektionen mit COVID-19 während des Studienzeitraums in der geimpften Gruppe dreimal niedriger waren (1,1 %) als in der ungeimpften Gruppe (3,3 %).

 

Fazit

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Verabreichung von COVID-19-Impfstoff innerhalb der ersten Impfserie vor der Infektion in starkem Zusammenhang mit einem geringeren Risiko für Long COVID steht. Dieser schützende Effekt wurde auch für Reinfektionen nachgewiesen. Die Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig eine vollständige Durchimpfung ist: nicht nur um schwere akute COVID-19-Infektionen zu verhindern, sondern auch um die Belastung der Bevölkerung durch Long COVID zu verringern.

Andere Studien deuten darauf hin, dass die Impfung bei Personen, die bereits an Long COVID erkrankt sind, sowohl eine schützende als auch eine therapeutische Wirkung haben könnte. Es werden jedoch noch weitere solide wissenschaftliche Daten benötigt. Wie bereits in unserem Interview mit Prof. Puhan erwähnt, sollte eine Impfung individuell mit einer Ärztin besprochen werden, um abzuwägen, ob der Gesundheitszustand diese zulässt oder nicht.

Sicherheit und Wirksamkeit von COVID-19-Impfstoffen gegen schwere Infektionen:
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