Tamedia-Datenjournalist Dominik Balmer hat das Verzeichnis von Altea durchsucht und dazu heute schweizweit eine Titelgeschichte publiziert. Es wird suggeriert, im Altea-Verzeichnis würden fragwürdige Therapien verbreitet. Aus Sicht von Altea widerspiegelt die kampagnenartige Aufmachung der Berichterstattung nicht die effektive Grössenordnung der Problematik. Das sind die Fakten:
- 191 Einträge sind derzeit im Altea-Verzeichnis gelistet
- 29 Einträge haben wir bisher abgelehnt, weil sie unsere Kriterien nicht erfüllen.
- 1 publizierter Eintrag enthielt das Wort «Impfstofftoxine». Das suggeriert eine Gefährlichkeit von Impfstoffen, was problematisch ist. Altea hat die Passage innert 24 Stunden entfernt. Über das Thema Impfen informiert Altea umfangreich und differenziert (siehe hier und hier).
- 1 Eintrag enthielt die Formulierungen «erfolgreich behandelt» und «Genesung». Diese Formulierungen sind problematisch, weil sie mit einem Heilsversprechen falsche Erwartungen wecken könnten. Die Formulierungen wurden innert 24 Stunden entfernt.
- In einem Eintrag einer Therapeutin mit dem Leitsatz «Schulmedizin und Naturheilkunde, sowohl als auch» stand, dass ihr astrologische Psychologie als Schlüssel zum Wesenskern des Menschen diene; da Astrologie nicht EMR-anerkannt (siehe Infobox) ist, wurde dies entfernt.
- 1 Eintrag war fälschlicherweise publiziert, obwohl er abgelehnt war. Diesen menschlichen Fehler haben wir umgehend korrigiert.
Altea anerkennt, dass die erwähnten Passagen problematisch waren und hat entsprechend reagiert. Jede angebotene Therapie muss EMR-anerkannt sein. Wir werden das ganze Verzeichnis noch einmal sorgfältig prüfen. Inwiefern der geschilderte Sachverhalt eine nationale Titelgeschichte rechtfertigt, überlassen wir der Beurteilung der Leserinnen und Leser.
Erste Anlaufstelle: Hausarztpraxis
Das Verzeichnis dient als Informationsressource für Betroffene und Hausärztinnen und Hausärzte. Es wurde aufgrund einer Bedarfsanalyse unter Betroffenen ins Leben gerufen. Altea empfiehlt als erste Anlaufstelle immer die Hausärztin oder den Hausarzt. Er oder sie koordiniert, nach Bedarf in Zusammenarbeit mit Spezialistinnen und Spezialisten, die Behandlung. Diese erfolgt heute symptomorientiert. Sowohl schul- als auch komplementärmedizinische Methoden erzielen bei verschiedenen Symptomen zum Teil gute Ergebnisse.
Es geht um die Betroffenen
In der ganzen Situation sollte nicht aus den Augen verloren werden, um wen es hier geht: Um Betroffene von Long COVID. Ihr unbestrittenes Hauptanliegen ist es, möglichst rasch sichere und wirksame Therapien zur Verfügung zu haben. Stand heute gibt es keine wissenschaftlich fundierte ursächliche Therapie. Das ist für die Betroffenen enorm schwer zu ertragen.
Diskussion über Therapien lancieren
Wenn der Tamedia-Artikel bewirken kann, dass das Thema Therapien gegen Long COVID nun breiter diskutiert wird, hat er etwas Gutes erreicht. Eine solche Diskussion würden wir begrüssen.