Zurück ins Berufsleben mit Long COVID in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Zurück ins Berufsleben mit Long COVID in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Long COVID stellt Betroffene vor erhebliche Herausforderungen im Alltag und insbesondere im Berufsleben. In Deutschland, Österreich und der Schweiz existieren verschiedene Programme und Anlaufstellen, die die berufliche Wiedereingliederung unterstützen.

Schweiz: Unterstützung durch Invalidenversicherung und spezialisierte Organisationen

In der Schweiz existieren keine spezifischen nationalen Programme für Long-COVID-Betroffene, jedoch bieten Organisationen wie die Invalidenversicherung (IV), die Stiftung GEWA oder Procap Unterstützung.

Die IV bietet verschiedene Eingliederungsmassnahmen an, darunter Arbeitsvermittlung, Umschulungen und Arbeitsplatzanpassungen, um die berufliche Wiedereingliederung zu fördern.

Die Stiftung GEWA unterstützt Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen bei der beruflichen Integration durch geschützte Arbeitsplätze und individuelle Förderprogramme. Die Selbsthilfeorganisation Procap unterstützt Betroffene bei rechtlichen Fragen.

Rehakliniken bieten regionale Unterstützung durch Spezialprogramme.

Über die Arbeit der IV und nationaler Selbsthilfeorganisationen hinaus bieten einzelne Rehabilitationszentren spezielle Programme zur Unterstützung der Wiedereingliederung an. So zum Beispiel die Rehaklinik Bellikon, die ein Spezialcoaching für Long COVID Betroffene anbietet.

 

Deutschland: Strukturierte Wiedereingliederung mit klaren gesetzlichen Grundlagen

In Deutschland gibt es etablierte Strukturen zur Unterstützung der beruflichen Wiedereingliederung von Long COVID Betroffenen.

Eine gesetzliche Grundlage für die berufliche Wiedereingliederung nach einer längeren Erkrankung bietet das sogenannte «Hamburger Modell». Dieses Modell ermöglicht eine schrittweise Rückkehr an den Arbeitsplatz mit individuell angepasster Arbeitszeit und -belastung. Während dieser Phase bleiben Betroffene offiziell krankgeschrieben und erhalten weiterhin Lohnersatzleistungen. Die Initiative für die Wiedereingliederung kann dabei sowohl von den Arbeitgebenden als auch von den Beschäftigten ausgehen.

 

Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM)

Arbeitgebende sind dazu verpflichtet, auf Wunsch der Betroffenen ein BEM anzubieten, wenn Beschäftigte innerhalb eines Jahres länger als sechs Wochen ununterbrochen oder wiederholt arbeitsunfähig sind. Dieses Verfahren zielt darauf ab, individuelle Lösungen für die Rückkehr an den Arbeitsplatz zu finden.

Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (LTA)

Eine Unterstützung zur Wiedereingliederung bietet die Deutsche Rentenversicherung unter dem Begriff LTA an, darunter Umschulungen, Weiterbildungen und technische Hilfen, um die Erwerbsfähigkeit zu erhalten oder wiederherzustellen.

(Lokale) Organisationen wie Berufsförderungswerke (BFW) oder INN-tegrativ gGmbH unterstützen die berufliche Rehabilitation.

Einrichtungen wie das Berufsförderungswerk (BFW) bieten spezialisierte Programme für Long-COVID-Betroffene an, um die Arbeitsfähigkeit schrittweise wieder aufzubauen und gegebenenfalls neue berufliche Perspektiven zu entwickeln.

Auch die Berufsförderungswerke im Norden, die INNtegrativ gGmbH, bieten eine schrittweise Begleitung für den optimalen beruflichen Neustart an. Mehr Informationen zum Angebot sind auf der Webseite der INNtegrativ gGmbH zu finden.

 

Österreich: Fokus auf individuelle Rehabilitationsmassnahmen

Wie in der Schweiz, gibt es auch in Österreich keine spezifischen nationalen Programme für die berufliche Wiedereingliederung von Long COVID Betroffenen, jedoch bieten bestehende Strukturen Unterstützung.

 

Die österreichische Leitlinie zu Long COVID empfiehlt individuelle Rehabilitationsmassnahmen, die auf die spezifischen Bedürfnisse der Betroffenen abgestimmt sind.

Die Sozialversicherungsträger bieten Leistungen zur beruflichen Rehabilitation an, darunter Umschulungen, Arbeitsplatzanpassungen und psychosoziale Unterstützung. Diese Massnahmen zielen darauf ab, die Erwerbsfähigkeit zu erhalten oder wiederherzustellen. Die Arbeiterkammer informiert darüber hinaus über die Rechte am Arbeitsplatz und Unterstützungsmöglichkeiten für Arbeitnehmende.

Fazit: Individuelle Unterstützung und interdisziplinäre Ansätze sind entscheidend, Angebote sind jedoch begrenzt.

Die berufliche Wiedereingliederung von Long-COVID-Betroffenen erfordert individuelle Lösungen und eine enge Zusammenarbeit zwischen Betroffenen, Arbeitgebern und Rehabilitationsdiensten. Aktuelle Forschungsergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit interdisziplinärer Ansätze, um die Versorgung und Wiedereingliederung von Long-COVID-Betroffenen weiter zu verbessern.

Während Deutschland über etablierte Strukturen verfügt, bieten Österreich und die Schweiz eher durch bestehende Rehabilitationsmassnahmen und wenige spezialisierte Organisationen Unterstützung. Massgeschneiderte Angebote für Long COVID Betroffene sind jedoch in allen drei Ländern eher selten.