Aus unserer Community: Nahrungsergänzungsmittel bei Long COVID

Aus unserer Community: Nahrungsergänzungsmittel bei Long COVID

Um die Symptome von Long COVID zu lindern, greifen viele Menschen zu verschiedenen Nahrungsergänzungsmitteln, obwohl es oft keine belastbaren wissenschaftlichen Beweise für deren Wirksamkeit gibt. In diesem Artikel wird die Datenlage zu einigen gängigen Nahrungsergänzungsmitteln, die bei Long COVID eingesetzt werden, dargestellt.

In der Blog-Kategorie "Aus unserer Community" wollen wir Behandlungen ansprechen, die von Long COVID Betroffenen und Gesundheitsfachpersonen kontrovers diskutiert werden. Im Altea-Forum, in Stories und in Diskussionen mit Betroffenen, haben wir eine Reihe von Behandlungsvorschlägen gesehen, die (noch) nicht offiziell empfohlen werden. Um die Sicherheit und Wirksamkeit dieser Behandlungen beurteilen zu können, schauen wir uns die Wissenschaft dahinter an. Unser Ziel ist es, einen Überblick über die verfügbare Evidenz zu geben, zu bewerten, ob die vorhandenen Daten zuverlässig sind oder nicht, und zusammenzufassen, welche Risiken mit diesen Behandlungen verbunden sein könnten. Heute wollen wir uns mit Nahrungsergänzungsmitteln befassen.

Bei Nahrungsergänzungsmitteln handelt es sich um hochkonzentrierte Zubereitungen von Substanzen wie Vitaminen, Mineralien, Aminosäuren, Probiotika und Kräutern, die in der Regel zur Deckung des Nährstoffbedarfs verwendet werden.

Im Allgemeinen kann eine gesunde Ernährung zur Linderung der Symptome beitragen. Nahrungsergänzungsmittel können diese Wirkung unterstützen. Der Nutzen kann jedoch eher gering sein, und es sind meistens zusätzliche Behandlungen erforderlich. Im Folgenden werden die verfügbaren klinischen Nachweise für die Supplementierung mit Vitamin D, Kreatin und Probiotika erörtert.

 

Vitamin D

 

Können Vitamin-D-Präparate Long COVID Symptome verbessern?

D Vitamine sind eine Gruppe fettlöslicher Moleküle, die für gesunde Knochen und das Immunsystem benötigt werden. In den letzten drei Jahren haben mehrere Studien gezeigt, dass ein niedriger Vitamin-D-Spiegel mit einem erhöhten Risiko einer Infektion mit SARS-CoV-2 verbunden ist und, dass eine Vitamin-D-Supplementierung eine wirksame Methode zur Verringerung des Schweregrads von COVID-19 darstellt. Trotz dieser negativen Auswirkungen des Vitamin-D-Mangels auf den klinischen Verlauf von COVID-19 ist wenig über die Rolle von Vitamin D bei Long COVID bekannt.

In einer kürzlich durchgeführten Studie wurde daher retrospektiv bei 50 erwachsenen Personen mit Long COVID und 50 Personen ohne Long COVID untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen niedrigen Vitamin-D-Spiegeln und Long COVID besteht. Die Ergebnisse zeigten, dass Personen mit Long COVID deutlich niedrigere Vitamin-D-Spiegel aufwiesen als solche, die sich von COVID-19 vollständig erholt hatten. Dies deutet darauf hin, dass die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten zur Vorbeugung oder Linderung der Symptome von Long COVID beitragen könnte, allerdings nur bei Betroffenen mit Hypovitaminose D (niedrigem Vitamin-D-Spiegel). Die Autorinnen wiesen darauf hin, dass der Vitamin-D-Spiegel bei COVID-19-Überlebenden überprüft werden sollte; bei niedrigen Werten könnte eine Behandlung unter ärztlicher Aufsicht in Betracht gezogen werden.

Die Daten einer anderen Studie sind nicht so vielversprechend. Die Ergebnisse zeigten keinen signifikanten Zusammenhang zwischen Long COVID Symptomen und niedrigen Vitamin-D-Spiegeln. Das deutet darauf hin, dass Long COVID eine komplexe Pathophysiologie hat und schwieriger zu behandeln ist, als wir annehmen.

Es bleibt unklar, ob Vitamin-D-Präparate die Symptome verbessern oder zumindest das Risiko, Long COVID zu entwickeln, insgesamt verringern könnten. Das Hauptproblem besteht darin, dass es keine angemessenen klinischen Studien gibt, in denen die therapeutische Rolle von Vitamin D bei der Behandlung der Symptome von Long COVID untersucht werden könnte.

 

Probiotika De

 

Probiotika können Verdauungs- und neurokognitive Symptome verbessern

Obwohl zahlreiche probiotische Präparate auf dem Markt erhältlich sind, sind ihre Sicherheit und Wirksamkeit nicht vollständig nachgewiesen. Probiotika werden als gesundheitsfördernd angepriesen, weil sie die Darmmikrobiota verbessern, aber wir brauchen noch mehr klinische Studien, um diese Behauptungen zu belegen.

Wie in einem früheren Blog berichtet, kann ein gestörtes Darmmikrobiom für das Auftreten von Long COVID verantwortlich sein, und die Auswirkungen probiotischer Bakterien auf diesen Zustand werden derzeit erforscht. Eine Studie aus Hongkong, die im Mai auf der "Digestive Disease Week 2023" vorgestellt wurde, zeigte beispielsweise, dass Patienten mit Long COVID bemerkenswerte Verbesserungen bei verschiedenen Verdauungs- und neurokognitiven Symptomen erfuhren, nachdem sie sechs Monate lang Kapseln mit lebenden probiotischen Bakterien erhalten hatten. Obwohl diese Ergebnisse ermutigend sind, wies die Studie einige erhebliche Mängel auf, die ihre Aussagekraft beeinträchtigen. Das in der Studie untersuchte Produkt ist darüber hinaus nur in Hongkong erhältlich.

In einer bereits etwas früher in Grossbritannien durchgeführten Studie führten zwei Kapseln, die eine probiotische Kombination aus fünf Lactobacillus-Bakterien enthielten, pro Tag ebenfalls zu einer Linderung von Husten und Müdigkeit bei Long COVID Betroffenen. Das hier untersuchte Produkt ist in Europa im Handel erhältlich. Die Qualität der Studie ist allerdings sehr fragwürdig, da es keine Kontrollgruppe gab, um festzustellen, ob diese Verbesserungen auch auf natürliche Weise ohne jegliche Intervention eintreten könnten. Ausserdem beruhten die Verbesserungen auf Selbstauskünften ohne objektive Tests zur Bewertung.

 

Creatine De

 

Was ist mit Kreatin?

Im September dieses Jahres wurde in einer Studie berichtet, dass die Einnahme von Kreatin mit der Nahrung eine positive Wirkung auf chronische Müdigkeit und andere mit Long COVID verbundene Symptome haben kann. Kreatin ist eine Aminosäure, die natürlicherweise im Körper vorkommt und unsere Muskeln mit Energie versorgt (und daher ein beliebtes Trainingsergänzungsmittel ist).

An dieser Studie nahmen 12 Personen mit mindestens einem Long COVID Symptom teil; die Hälfte von ihnen erhielt Kreatin und die andere Hälfte ein Placebo. Nach dreimonatiger Einnahme von Kreatin verbesserte sich die Müdigkeit der Betroffenen deutlich, und nach sechs Monaten wurden Verbesserungen bei Geschmacksverlust, Atembeschwerden, Körperschmerzen, Kopfschmerzen und Konzentrationsproblemen im Vergleich zu denjenigen, die ein Placebo einnahmen, festgestellt. Wichtig ist, dass die Betroffenen, die Kreatin einnahmen, zwar nach sechs Monaten höhere Kreatinwerte in den Muskeln und im Gehirn aufwiesen als die Betroffenen, die ein Placebo einnahmen, dass sich aber die Müdigkeitssymptome zwischen diesen beiden Gruppen nicht mehr unterschieden.

Diese Ergebnisse sollten mit Vorsicht interpretiert werden, da die Studie mehrere Einschränkungen aufweist, darunter die sehr niedrige Teilnehmerzahl und die Tatsache, dass die Forscher die Kreatinaufnahme über die Nahrung nicht berücksichtigen konnten, was die Gesamtexposition gegenüber Kreatin beeinflusst haben könnte. Die Studienautoren wiesen darauf hin, dass bei den Teilnehmenden keine grösseren Nebenwirkungen auftraten und die Kreatin-Supplementierung sicher zu sein scheint.

Nahrungsergänzungsmittel haben nur selten negative Nebenwirkungen; daher kann es sich lohnen, auszuprobieren, was zur Linderung Ihrer Symptome beiträgt. Allerdings unterliegen Nahrungsergänzungsmittel nicht den gleichen strengen Kontrollen und Tests wie Lebensmittel oder Medikamente und können daher verunreinigt sein oder nicht die angegebene Menge an Wirkstoffen enthalten. Wir empfehlen, Produkte, die von Dritten getestet wurden, zu verwenden und Ihre Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel mit einem Arzt oder einem Ernährungsberater zu besprechen.