Wir stellen vor: Christian Clarenbach, leitender Arzt Pneumologie

Wir stellen vor: Christian Clarenbach, leitender Arzt Pneumologie

Wer berät Altea fachlich bei Fragen zu Long COVID? Hier stellen wir die Mitglieder unseres Experten-Boards vor. Heute: Christian Clarenbach, Pneumologe.

Warum engagieren Sie sich im Experten-Board von Altea?

Aufgrund meiner Spezialisierung auf Lungengewebserkrankungen kam ich schon relativ früh mit COVID-19-Patienten in Kontakt. Weil das meist schwere Fälle waren und viele Personen beatmet werden mussten, hat sich die Frage aufgedrängt, ob sich diese Personen rasch erholen oder länger mit Luftnot zu kämpfen haben. Parallel dazu hörte man auch bei Personen mit weniger schweren Krankheitsverläufen immer häufiger von Long COVID. Das Vorhaben von Altea schien mir deshalb eine sinnvolle Sache und ich war von Anfang an dabei. 

Was ist Ihr fachlicher Bezug zu Long COVID?

Als Pneumologe interessiert mich, ob Personen, die eine COVID-19-Erkrankung hatten, einen längerfristigen Schaden an der Lunge, also am Lungengewebe, davontragen.

Um das herauszufinden hat eine Interessensgruppe der Schweizer Gesellschaft für Pneumologie ein Studienprotokoll aufgestellt und verschiedene Zentren rekrutiert. Dabei haben wir die Patienten vier Monate und zwölf Monate nach der Erkrankung untersucht. Der erste Teil der Studie wurde bereits publiziert, der zweite wurde kürzlich zur Publikation eingereicht. Ebenso hat die Gruppe Richtlinien zu Pulmonary Long COVID veröffentlicht.

Was wir schon sagen können ist, dass wir bei der Mehrheit der Betroffenen, die einen schweren Verlauf hatten, eine deutliche Besserung beobachten können. Die meisten dieser Patienten aus der ersten Welle sind nicht mehr in Behandlung. Es gibt aber leider auch Einzelfälle, bei denen sich die Lunge nicht erholt hat und sogar eine Lungentransplantation notwendig wurde.

Christian Clarenbach

Christian Clarenbach, leitender Arzt Pneumologie.

Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit Long COVID gesammelt?

Zu Beginn war meine Arbeit und demnach meine Erfahrung mit Long COVID sehr lungenzentriert und auf Patienten mit schwerem Verlauf fokussiert. Im Laufe der Zeit haben wir aufgrund der vielseitigen Symptome auch bei Patienten mit mildem Verlauf begonnen, immer mehr mit anderen Fachspezialisten wie HNO-Ärzten oder Neurologen zusammenzuarbeiten. Und als bei uns im Spital auch Mitarbeitende betroffen waren, rückte das Thema noch stärker in den Fokus.

Auch die Einbindung von Therapeuten ist zentral. So haben wir beispielsweise ein Programm für Pacing und eine «Energie-Management-Schulung» entwickelt, an denen Physio- und Ergotherapeutinnen sowie Psychologen beteiligt sind. Da in der Forschung noch vieles offen ist, geht es insbesondere um einen Wissensaufbau und Erfahrungsaustausch.

Dieses (noch) fehlende Wissen kann nicht nur für Patienten und Patientinnen, sondern auch für uns Ärzte frustrierend sein. Denn es kommt vor, dass man den Betroffenen nicht viel anbieten kann, ausser dem Versuch gewisse Symptome zu behandeln.

«Das noch fehlende Wissen kann sowohl für Betroffene als auch für Ärzte frustrierend sein.»

Wie blicken Sie in die Zukunft mit Bezug auf Long COVID?

Ich hoffe, dass die Impfung möglichst viele schwere Verläufe und dadurch auch Organschäden verhindern kann. Das würde viele Patienten bereits schützen. Ausserdem erhoffe ich mir, dass die Forschung Ansatzpunkte findet, wie man den Verlauf günstig beeinflussen kann, so dass Patienten beispielsweise nicht derart in eine Fatigue abdriften. Auch medikamentöse Ansätze sind durchaus denkbar. Die Zeit läuft für diese Krankheit, da sich international vieles tut in der Forschung. Wichtig ist, dass man offen ist für das, was kommt.

Was sich beobachten lässt ist, dass es nicht nur eine einzige Form von Long COVID gibt. Ich bin überzeugt, dass sich Betroffene in Untergruppen charakterisieren lassen. Somit bin ich optimistisch, dass den meisten von ihnen geholfen werden kann. Doch das Problem ist vielschichtiger, als wir es bisher mit dem Sammelbegriff Long COVID bezeichnen. Und ich rechne damit, dass es weiterhin Symptome geben wird, die wir nicht biologisch erklären können.

«Die Zeit läuft für diese Krankheit, da sich international vieles tut in der Forschung.»

Wofür begeistern Sie sich als Privatperson?

Momentan freue ich mich gerade sehr auf meine Skiferien in Davos. Ich bin gebürtiger Deutscher und mag es, gemeinsam mit meiner Familie die Schweiz zu erkunden. Am liebsten bin ich dort, wo es Wind und Wasser hat, weshalb mich beispielsweise der Silvaplanersee oder die Nord- und Ostsee begeistern.  

Christian Clarenbach ist leitender Arzt in der Klinik für Pneumologie des Universitätsspital Zürich. Er ist also spezialisiert auf Lungenerkrankungen und Atembeschwerden.

Christian Clarenbach

In seiner Freizeit mag Christian Clarenbach es, mit seiner Familie die Schweiz zu entdecken.
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