Wir stellen vor: Gregory Fretz, Pneumologe und Internist

Wir stellen vor: Gregory Fretz, Pneumologe und Internist

Wer berät Altea fachlich bei Fragen zu Long COVID? Hier stellen wir die Mitglieder unseres Experten-Boards vor. Heute: Gregory Fretz, Leitender Arzt am Kantonsspital Graubünden und Leiter der Long-COVID-Sprechstunde.

Warum engagieren Sie sich im Experten-Board von Altea?

Wir sind im Bündnerland in der Peripherie. Deshalb bin ich an einem Austausch über die Kantonsgrenzen hinaus interessiert. Hierfür bietet das Experten-Board eine Plattform. Bei Long COVID sind wir nicht nur mit medizinischen Fragen konfrontiert, sondern auch mit viel Administrativem: Berichte für Krankenkassen, über Arbeitsfähigkeit und so weiter. Das ist sehr aufwändig. Auch hier ist ein Austausch wertvoll.

Daneben erhoffe ich mir, dass wir über Altea Verständnis bei den Betroffenen schaffen können: Was steckt hinter Long COVID? Warum sind wir bezüglich mancher Therapieverfahren zurückhaltend? Was sind unsere Überlegungen? So kann Altea eine Funktion als Informationsdrehscheibe übernehmen.

«Ich profitieren von meinen Erfahrungen mit ME/CFS.»

Was ist Ihr fachlicher Bezug zu Long COVID?

Ich leite die Long-COVID-Sprechstunde am Kantonsspital Graubünden und habe entsprechend häufig mit Betroffenen Kontakt. Bereits vor der Pandemie hatte ich bei uns die Sprechstunde für ME/CFS (Chronisches Fatiguesyndrom) geleitet. Da es bezüglich Fatigue und der Wichtigkeit von Pacing viele Parallelen zwischen Long COVID und ME/CFS gibt, kann ich von diesen Erfahrungen profitieren.

Porträt Fretz Web

Gregory Fretz, Leitender Arzt am Kantonsspital Graubünden. (Bild: zVg)

Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit Long COVID gesammelt?

Auf der medizinischen Ebene ist es spannend, weil man beginnt, Sachen besser zu verstehen. Bei den Verläufen ist es schön zu sehen, dass es bei vielen vorwärtsgeht, auch wenn es viel Geduld braucht. Auf der menschlichen Ebene bin ich extrem beeindruckt, wie die Betroffenen mit der enormen Frustration umgehen, die Long COVID mit sich bringen kann. Sie wollen arbeiten, weitermachen wie vorher, aber werden für Wochen bis Monate aus dem Leben gerissen. Das mitzuerleben, ist eindrücklich.

«Ein besseres Verständnis verschiedener Untergruppen von Long COVID wird uns weiterbringen.»

Wie blicken Sie in die Zukunft mit Bezug auf Long COVID?

Es gibt eine deutliche Intensivierung in der Forschung, was auch CFS-Betroffenen helfen kann. Ich erhoffe mir ein besseres Verständnis verschiedener Untergruppen von Long COVID, von sogenannten «Phänotypen». Wir sehen unterschiedliche klinische Bilder, unterschiedliche Biomarker, was auch unterschiedliche Therapieformen und Medikamente bedingt. Je besser wir die verschiedenen Mechanismen zu verstehen lernen, umso gezielter werden wir helfen können. Aber die Entwicklung von Therapien ist natürlich ein langwieriger Prozess.

Unterengadin Web

Kraft tanken in der Natur: Bild aus dem Unterengadin. (Bild: Gregory Fretz)

Wofür begeistern Sie sich als Privatperson?

Ich bin ziemlich einfach zu begeistern. Ich engagiere mich ehrenamtlich in einem Hotel im Unterengadin und setze mich für bezahlbaren Wohnraum in der Region ein, damit dieser trotz des Einflusses von Zürcher Preisen auch für Einheimische und das Gewerbe erschwinglich bleibt. Das macht mir Freude. Sinnliche Dinge wie Kochen und Essen, sehr viel Lesen, Draussensein, Wandern. Und natürlich die Familie! Wir haben vier Kinder, von denen schon bald alle im schulpflichtigen Alter sind. Das hält uns natürlich gehörig auf Trab.

Gregory Fretz ist Facharzt für Innere Medizin und für Pneumologie. Am Kantonsspital Graubünden leitet er die Medizinische Poliklinik und betreut mit einem Team die Long-COVID-Sprechstunde.

Austausch zu Long COVID im Altea-Forum
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Wie funktioniert das Experten-Board?
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