Konzentrationsschwierigkeiten und Gedächtnisprobleme sind häufige Symptome von Long COVID. Betroffene können sich beispielsweise schon nach kurzer Zeit nicht mehr an den Inhalt eines Telefongesprächs erinnern, oder ihr Denken fühlt sich verlangsamt an. Das kann zu Problemen im Berufsleben führen, die dann weitere Probleme nach sich ziehen.
Für diesen Symptomkomplex führt die Universität Basel nun eine Medikamentenstudie durch. Es soll geprüft werden, ob ein bestimmtes Medikament die kognitive Leistung verbessern kann. Das Medikament, das zur Verbesserung der Gehfähigkeit bei Multipler Sklerose (MS) eingesetzt wird, ist in dieser Dosierung weitgehend frei von unerwünschten Nebenwirkungen.
«Wir hoffen auf positive Effekte und wollen nun untersuchen, ob diese tatsächlich auftreten.»
Es handelt sich um eine sogenannte proof-of-concept-Studie. Studienleiter Prof. Dominique de Quervain erklärt: «In dieser ersten Phase überprüfen wir, ob die Substanz grundsätzlich positive Effekte hervorruft.» Wenn die Resultate gut ausfallen, wird dann eine grössere und längerdauernde Studie durchgeführt.
Anspruchsvolle Anforderungen
Für Interessierte gibt es einige Anforderungen zu beachten. Probanden sollten zwischen 18 und 60 Jahren alt sein und gute Deutschkenntnisse mitbringen. Ausserdem sind insgesamt fünf Testtage an der Universität Basel zu absolvieren, die inklusive Pausen sechs bis sieben Stunden dauern. Dort gilt es kognitive Tests zu absolvieren. «Für Betroffene, die unter starker Fatigue oder PEM leiden, ist die Studie daher weniger geeignet», gibt de Quervain zu bedenken.
Jahrelange Forschung dahinter
Das Team der Universität Basel forscht schon länger am fraglichen Wirkmechanismus und hat deshalb Grund zur Annahme, dass der untersuchte Wirkstoff die kognitiven Symptome von Long COVID lindern könnte. «Wir hoffen natürlich, dass wir einen positiven Effekt finden», sagt Dominique de Quervain. Da das Medikament bereits auf dem Markt ist, könnte es vergleichsweise schnell gehen, bis es verschrieben werden kann. «Aktuell kann und soll es aber ausschliesslich im Rahmen von Studien eingenommen werden», sagt de Quervain.
Wenn sich die Hypothese in der Praxis bewährt, könnte damit ein wichtiges Symptom von Long COVID gelindert werden. Auch wenn es sich nicht um eine kurative Therapie handelt: Für viele Betroffene wäre das eine grosse Entlastung.