Wir stellen vor: Spencer Rezek, Respiratorischer Physiotherapeut

Wir stellen vor: Spencer Rezek, Respiratorischer Physiotherapeut

Wer berät Altea fachlich bei Fragen zu Long COVID? Hier stellen wir die Mitglieder unseres Experten-Boards vor. Heute: Spencer Rezek, Respiratorischer Physiotherapeut.

Warum engagieren Sie sich im Experten-Board von Altea?

Ich habe bereits vor Corona mit Lungenpatienten gearbeitet und deshalb ein Netzwerk in diesem Bereich. Kaba Dalla Lana hat mich direkt angefragt, ob ich Interesse habe, im Experten-Board mitzuwirken. Da habe ich gerne zugesagt.

Was ist Ihr fachlicher Bezug zu Long COVID?

Long-COVID-Betroffene klagen häufig über Atembeschwerden und Probleme mit der Lunge. Als Lungen-Physiotherapeut am Kantonsspital Winterthur war ich bereits vor Corona auf Lungenkrankheiten spezialisiert. Ich war beispielsweise an Studien mit COPD-Patienten beteiligt und habe mit Betroffenen von anderen Lungenkrankheiten gearbeitet. Allen gemeinsam ist, dass sie Bedarf an Therapie haben. Deshalb habe ich mich von Beginn der Pandemie an sowohl klinisch als auch wissenschaftlich stark mit den Auswirkungen des Coronavirus auf den Körper auseinandergesetzt.

Besonders bei hospitalisierten Patienten, die beatmet wurden, besteht ein längerfristiges Risiko, Probleme mit der Lunge zu bekommen. Unser Ziel ist es, diese Personen möglichst früh abzufangen und bestmöglich zu unterstützen. Weil Long-COVID-Betroffene häufig nicht nur an einem Symptom leiden, ist der Austausch mit anderen Therapeuten, beispielsweise mit Fachgebiet «Fatigue», sehr wichtig.

«Wir versuchen, gezielte Therapiemöglichkeiten anzubieten.»

Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit Long COVID gesammelt?

Ich war schon sehr früh mit Corona-Patientinnen konfrontiert. In der ersten Welle waren im Kantonsspital Winterthur etwa 100 Patienten hospitalisiert. Mit diesen haben wir im interprofessionellen Team eine Studie durchgeführt: Ein paar Wochen, drei Monate und zwölf Monate nach der Hospitalisierung wurden sie aufgeboten, durchgecheckt und wenn nötig wurde eine Therapie angeboten. Langzeitfolgen sollten so früh wie möglich erkannt und abgemildert werden. Wir hatten somit also direkte Rückmeldung von denjenigen Personen, die bereits auf der Akutstation behandelt wurden.

Später hat sich daraus ein hausinterner Pfad entwickelt. Auch Personen, die nicht hospitalisiert waren, kamen zu den Pneumologen in die Long COVID Sprechstunde. Da hatte ich wieder direkten Bezug. Und indirekt natürlich über den Austausch. Wir versuchen, gezielte Therapiemöglichkeiten anzubieten. Die Bedürfnisse sind sehr unterschiedlich: Von Aufklärung über den Verlauf und Management der Symptome wie z.B. Fatigue und Atemnot über psychologischer Anbindung in der IPW (Integrierte Psychiatrie Winterthur), Ernährungsberatung, Atemübungen bis hin zu Physiotherapie. Es gilt, individuell die beste Behandlung zu finden.

«Das Umfeld spielt für die Erholung eine zentrale Rolle.»

Wie blicken Sie in die Zukunft mit Bezug auf Long COVID?

Im Bereich von Long COVID gibt es vieles, das wir bis jetzt noch nicht wissen, beispielsweise, warum die Symptome so unterschiedlich sind. Es ist deshalb wichtig, dass weiterhin Forschung betrieben wird.

Long COVID wird bleiben, aber alles in allem sehe ich die Situation optimistisch. Wir beobachten, dass sich viele Patientinnen gut entwickeln. Dabei spielt das Umfeld eine zentrale Rolle. Um ein Beispiel zu machen: Eine alleinerziehende Mutter, die arbeitet, den Haushalt schmeisst und auf ihr Kind aufpasst, wird nur schwer zur Ruhe kommen. Somit ist auch eine Erholung von Long COVID schwieriger. Dennoch sehen wir nur wenige Patienten aus der ersten Welle, die nach wie vor mit Langzeitfolgen zu kämpfen haben. Die meisten machen Fortschritte – aber es braucht Zeit.

Wofür begeistern Sie sich als Privatperson?

Früher habe ich professionell Eishockey gespielt – mittlerweile bin ich eher auf dem Golfplatz anzutreffen. Ich bin ein grosser Süditalien-Fan und gehe sehr gerne dort in die Ferien, wenn ich Zeit habe.

Spencer Rezek ist Respiratorischer Physiotherapeut am Kantonsspital Winterthur. Er ist also spezialisiert auf Lungenkrankheiten und deren Therapiemöglichkeiten. Sein Tätigkeitsgebiet umfasst sowohl den klinischen als auch den wissenschaftlichen Bereich.

Austausch zu Long COVID im Altea-Forum
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