Was wir aus der Pandemie gelernt haben: Präventionsmassnahmen Teil 2

Was wir aus der Pandemie gelernt haben: Präventionsmassnahmen Teil 2

Massnahmen wie das Tragen von Masken, häufiges Händewaschen und Abstand halten gehören zu den wirksamsten Massnahmen zur Verringerung der Infektionsraten während einer Pandemie. Die soziale Abgrenzung kann jedoch auch negative Folgen haben.

Wir fangen gerade erst an, die weitreichenden Folgen der COVID-19-Pandemie zu verstehen, sowohl die Folgen für Einzelpersonen, die immer noch unter gesundheitlichen Beeinträchtigungen aufgrund von Long COVID oder psychologischen Folgen der Pandemie leiden, als auch der Folgen für die Wirtschaft. Bei der Bewältigung dieser Nachwirkungen lohnt sich auch ein Blick zurück, zur Bewertung der Schutzmechanismen, die während der Pandemie eingeführt wurden. In einem letzte Woche publizierten Blog wurde die Wirksamkeit des Maskenschutzes erörtert. Daran anknüpfend geht es in diesem Blog um den Nutzen der sozialen Abgrenzung für die Infektionsprävention und die damit verbundenen Schäden durch Isolation.

Soziale Abgrenzung kann erhebliche negative Folgen haben

Soziale Abgrenzung durch Abstand halten und in Form von Lockdowns, Schulschliessungen und Einschränkungen von Versammlungen, war der Schlüssel zur Kontrolle der COVID-19-Pandemie, da so die Übertragungskette unterbrochen werden konnte. Diese Massnahme hatte aber auch entscheidende Nachteile. Die geschaffene Distanz rettete viele Leben, indem Millionen von SARS-CoV-2-Infektionen verhindert werden konnten, für einige war dies jedoch mit einem hohen Preis verbunden. Vor allem für gefährdete Bevölkerungsgruppen wie ältere Menschen, Menschen mit Behinderung, sexuelle oder geschlechtliche Minderheiten, einkommensschwache Gruppen, Wanderarbeiter, Kinder und von häuslicher Gewalt bedrohte Personen sind die negativen Folgen erheblich.

Eine umfassende Überprüfung von 265 Studien hat gezeigt, dass diese Gruppen unverhältnismässig stark unter den negativen Auswirkungen sozialer Abgrenzungsmassnahmen zu leiden haben. Die Isolation führte zu psychischer Belastung durch anhaltende Einsamkeit und verursachte Arbeitslosigkeit, Einkommensverluste, Ernährungsunsicherheit, verstärkte Ungleichheit und eingeschränkten Zugang zu sozialer Unterstützung und Gesundheitsdiensten für viele Menschen. In künftigen Szenarien müssen sowohl diese negativen Folgen als auch die potenziell nachteiligen Auswirkungen von postakuten Krankheitszuständen wie Long COVID berücksichtigt und sorgfältig bewertet werden.

Belege für die Wirksamkeit staatlicher Unterstützungsmassnahmen gegen durch soziale Abgrenzung verursachte Ungleichheiten gibt es nur begrenzt.

Regierungen haben versucht, diese Herausforderungen durch technologische Massnahmen wie Telegesundheitsdienste, Homeschooling und die Schaffung von Unterstützungssystemen für den Zugang zu lebensnotwendigen Gütern und finanzieller Unterstützung anzugehen. Die verfügbaren Unterstützungsmassnahmen sind jedoch von Land zu Land sehr unterschiedlich und möglicherweise nicht für Menschen jeden Alters und jedes sozioökonomischen Hintergrunds gleichermassen hilfreich. In mehreren Ländern gab es Massnahmen, die sich an speziell gefährdete Gruppen richteten. Die Wirksamkeit dieser Massnahmen ist nur begrenzt nachgewiesen. Weitere Forschungsarbeiten könnten dazu beitragen, die langfristigen sozioökonomischen Ungleichheiten zu verstehen und zu minimieren, die durch Massnahmen zur sozialen Distanzierung verursacht werden.

In Langzeitpflegeeinrichtungen ist es besonders schwierig, ein gutes Gleichgewicht zwischen Schutz, körperlicher Aktivität und sozialer Interaktion zu finden

Vor allem in Langzeitpflegeeinrichtungen können Sicherheitsmassnahmen, einschliesslich Lockdowns, die Menschen schützen, aber auch zu Einsamkeit, Stress und geringerer körperlicher Aktivität führen, was der Gesundheit schaden kann. Bewegungsmangel kann zu einer Verschlechterung der geistigen und körperlichen Gesundheit führen und das Risiko chronischer und degenerativer Krankheiten erhöhen. Im Gegensatz dazu kann ein aktiver Lebensstil das Wohlbefinden, die Mobilität und die soziale Interaktionsfähigkeit verbessern und damit die Einsamkeit verringern.

In Langzeitpflegeeinrichtungen hatten diese Massnahmen unterschiedliche Auswirkungen. Sie hielten zwar COVID-19 in Schach, schränkten aber auch Besucher ein und begrenzten körperliche Aktivitäten, was zu mangelnder Bewegung im Alltag führte, die sich negativ auf die Gesundheit auswirken kann. Daher zielt die Pflege in diesen Einrichtungen darauf ab, Aktivität und Selbstständigkeit zu fördern, statt nur schützende Pflege zu leisten, z.B. durch Einsatz digitaler Hilfsmittel wie Videokommunikation. Es ist wichtig, ein gutes Gleichgewicht zwischen dem Schutz vor äusseren Einflüssen und der Gewährleistung stabiler sozialer Interaktionen zu finden.