Die Zürcher Coronavirus Kohortenstudie hat untersucht, inwiefern die unterschiedlichen SARS-CoV-2-Varianten das Risiko für Long COVID reduzieren und ob die Impfung einen Effekt auf die Entwicklung von Long COVID hat. In der Studie wurden 1'350 Individuen aus zwei bevölkerungsbasierten Studien eingeschlossen, davon 1'045 Personen aus der Zürcher Coronavirus Kohortenstudie und 305 Personen aus der 5. Testphase von Corona Immunitas. Die Ergebnisse wurden nun in Form eines Preprints publiziert.
Impfung hat einen positiven Effekt
Insgesamt haben in der Studie 25.3% aller Personen, die sich mit dem Wildtyp angesteckt hatten, sechs Monate nach der Infektion Long COVID entwickelt. Sie waren – aufgrund der Verfügbarkeit – alle ungeimpft. Bei den Delta-Infektionen waren es über alle gesehen 17.2% und bei den Omikron-Infektionen 13.1%. Betrachtet man nur den Anteil der ungeimpften Personen, haben bei Delta 21.6% bzw. bei Omikron 21.9% Long COVID entwickelt. Diese Zahlen sind vergleichbar mit jenen vom Wildtyp. Bei den geimpften Personen (mindestens eine Impfdosis vor der Infektion) hingegen haben nach sechs Monaten «nur» 14.8% bzw. 11.1% Long-COVID-Symptome gezeigt.
Risiko in Prozent für Long Covid 6 Monate nach Infektion. (Bild: Zürcher Coronavirus Kohortenstudie)
Long COVID reduziert, aber nicht eliminiert
Die Analyse lässt also vermuten, dass das Risiko für Long COVID insbesondere bei geimpften Personen, die sich mit der Omikron-Variante anstecken, reduziert ist. Im Vergleich zu nicht geimpften Wildtyp-Infizierten hat sich das Risiko für Long COVID nach der Infektion mit der Delta- bzw. Omikron-Variante um 45 % bzw. 58 % verringert. Dies entspricht einer absoluten Risikoreduktion bei Omikron-Infizierten von etwa 4 von 100 im Vergleich zu geimpften Delta-Infizierten und von 10 von 100 im Vergleich zu nicht geimpften Wildtyp-Infizierten.
Auch der Schweregrad der Long-COVID-Symptome (der Schweregrad wurde hier nach Anzahl der auftretenden Symptome definiert) nach einer Omikron-Infektion bei geimpften Personen war tiefer als bei anderen Varianten. Dennoch kann keine Entwarnung gegeben werden: Auch nach Omikron-Infektionen gibt es Personen, die an schwerwiegenden Langzeitfolgen leiden!
Trotz Risikoreduktion: Langzeitfolgen können weiterhin auftreten, und selbst schwere Verläufe sind möglich.
Wichtige Grundlage für künftige Impfstrategien
Die Studie hat ausserdem den Einfluss der Impfung auf die Langzeitfolgen von COVID-19 untersucht. Es zeigte sich, dass die Impfung das Risiko von Long COVID nach einer Omikron-Infektion signifikant reduziert. Ein Unterschied im Zusammenhang mit der Anzahl an Impfdosen (1, 2, 3) konnte nicht festgestellt werden. Auch die Zeitspanne zwischen Impfung und Infektion hatte in der Studie keinen relevanten Einfluss.
Long COVID lässt sich weder durch die Impfung noch durch neue Varianten komplett verhindern. Dennoch hatte die Impfung insgesamt einen grösseren Effekt, Long COVID zu reduzieren, als neue Virusvarianten. Für künftige Impfstrategien, die Weiterentwicklungen der Impfstoffe, die Planung von Public-Health-Massnahmen wie aber auch individuelle Entscheidungen über Auffrischimpfungen sind diese Erkenntnisse von grosser Bedeutung.